Die Fünf Dimensionen für eine effektive Führung, Teil 3: Lernen und Wachsen
Florian Achermann, 26. Juli 2024
In der heutigen dynamischen Geschäftswelt ist Führungsarbeit damit gefordert, kontinuierliches Lernen und Wachsen zu fördern. In diesem dritten Teil unserer Serie über effektive Führung beleuchten wir, wie das Konzept des Growth Mindsets dabei für kontinuierliches Lernen und Wachsen eine Schlüsselrolle spielt.
Das Fixed und das Growth Mindset
Als Kind und Jugendlicher hörte ich in den 80er oft den Satz: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“. Mit der Veröffentlichung von Carol S. Dwecks Arbeiten und Forschung erhielt die Haltung der Menschen, die sich an diesem Satz orientierten, einen eigenen Namen: „Fixed Mindset“. Ein „Fixed Mindset“ ist eine Denkweise, die davon ausgeht, dass Fähigkeiten und Intelligenz statisch und unveränderlich sind. Menschen mit einem „Fixed Mindset“ glauben, dass ihre Talente und Kompetenzen mit dem Erreichen des Erwachsenenalters festgelegt sind und sich nicht wesentlich durch Anstrengung oder Lernen verbessern lassen. Diese Einstellung führt dazu, dass Herausforderungen vermieden und Rückschläge als persönliches Versagen betrachtet werden. Kritik wird oft defensiv aufgenommen, und der Erfolg anderer kann als Bedrohung empfunden werden. Ein „Fixed Mindset“ hemmt persönliches und berufliches Wachstum, da es die Bereitschaft zu lernen und sich weiterzuentwickeln stark einschränkt.
Die Philosophie des „Growth Mindsets“ hingegen ist eine transformative Denkweise, die Fähigkeiten und Intelligenz als entwickelbar durch Anstrengung, Lernen und Ausdauer betrachtet. Menschen mit dieser Überzeugung sehen Herausforderungen als Chancen zur Weiterentwicklung, lernen aus Kritik und betrachten den Erfolg anderer als Inspiration. Anstatt Rückschläge als Versagen zu werten, nutzen sie diese als Gelegenheiten, sich zu verbessern und neue Fähigkeiten zu erlangen. Diese Einstellung fördert kontinuierliches Lernen und persönliches Wachstum, sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben.
Ein bekanntes Beispiel für ein Growth Mindset ist die Geschichte von Thomas Edison, der nach tausenden Fehlversuchen die Glühbirne erfand. Er betrachtete jeden Rückschlag als eine Gelegenheit, etwas Neues zu lernen.
Nachdem das Growth Mindset als Konzept beschrieben wurde, stellt sich die Frage, wie kontinuierliches Lernen und Wachsen in der Führungsarbeit konkret umgesetzt werden kann.
Die Rolle der Führungsarbeit
In der Führungsarbeit ist es entscheidend, eine Kultur des Lernens und Wachsens zu fördern. Dies kann durch regelmässige Team-Retrospektiven geschehen, in denen sowohl das individuelle Lernen als auch das kollektive Wachstum im Fokus stehen. Durch diese Retrospektiven können Teams ihre Prozesse reflektieren, Erfolge feiern und aus Fehlern lernen. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung einzelner Teammitglieder, sondern auch um das Wachstum des Teams weiter in Richtung Hochleistungsteam und dem Wachstum der gesamten Organisation.
Praktische Ansätze zur Förderung des Lernen und Wachsens
1. Vorbildfunktion
Um in der Führungsrolle Lernen und Wachsen zu fördern, ist es wichtig, selbst als Vorbild zu agieren. Reflexionsfragen dazu:
- Wie kann ich meine eigene Einstellung zum Lernen und Wachsen verbessern, um als Vorbild für meine Teamkolleg:innen zu dienen?
- Wie gehe ich mit Herausforderungen und Rückschlägen um, und wie kann ich diese Erfahrungen nutzen, um sowohl mein eigenes Wachstum als auch das meines Teams zu unterstützen?
2. Förderung von Zusammenarbeit und Wissensaustausch
Ein zentraler Aspekt des Lernen und Wachsens ist die Förderung der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs innerhalb des Teams. Folgende Fragen können unterstützen:
- Wie fördere ich die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch innerhalb des Teams, um kollektives Wachstum zu unterstützen?
- Wie kann ich eine Umgebung schaffen, in der Teammitglieder sich sicher fühlen, ihre Ideen zu teilen und Feedback zu geben (Stichwort psychologische Sicherheit)
3. Interaktion mit Neuem und Unbekanntem
Ermutige dich selbst und deine Kolleg:innen, mit neuen und unbekannten Dingen zu experimentieren und innovativ zu sein. Das kann bereits mit der Verwendung neuer kollaborativer Tools und Software beginnen. Dies schafft eine Kultur der Neugier und des kontinuierlichen Lernens, die für das Wachstum unerlässlich ist.
4. Fehler als Chance sehen und Ausdauer zeigen
Altes zu verlernen und Neues zu lernen braucht Zeit. Betrachte Rückschläge als normale Reaktionen, wenn dein Denken und Handeln in alte Muster zurückkehren. Zeige Ausdauer, um durch neue Ansätze zunehmend Erfolgserlebnisse zu schaffen und neues Wissen zu festigen. Es dauert oft Monate, bis selbst einfache Verhaltensmuster verändert sind. Fehler zeigen dir, wo du fokussiert weiter üben und trainieren kannst. Indem du Rückschläge als Teil des Lernprozesses akzeptierst und kontinuierlich Ausdauer zeigst, wirst du langfristig sowohl persönliches als auch berufliches Wachstum erleben.
Lebenslanges Lernen und Feedback-Kultur
Fördere in der Führungsarbeit eine Kultur, in der kontinuierliches Lernen und Feedback geschätzt werden. Dies kann klassisch, durch regelmässige Schulungen, Workshops und die Bereitstellung von Ressourcen für die berufliche Weiterentwicklung oder durch kollegiale Fallberatungen, Peer-Coachings und Communities of Practices geschehen.
Vorteile für die Organisation
Die Implementierung kontinuierlichem Lernen und Wachsens führt zu einer Reihe von Vorteilen für die Organisation. Damit wird die Kreativität gefördert, Höchstleistungen werden erreicht und das allgemeine Wachstum des Unternehmens wird unterstützt. Kolleg:innen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln, tragen zu einer dynamischen und anpassungsfähigen Unternehmenskultur bei, die in der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt entscheidend ist.
Fazit
Die Integration eines Growth Mindsets in die Führungsarbeit ist ein kraftvoller Ansatz, um persönliches und kollektives Wachstum zu fördern. Führungsrollen, die diese Denkweise vorleben und unterstützen, schaffen eine Umgebung, in der Herausforderungen als Chancen gesehen werden, kontinuierliches Lernen gefördert und sowohl individuelle als auch organisatorische Exzellenz erreicht wird. Durch die Schaffung einer Kultur des Lernens und Wachsens können Organisationen nicht nur in der heutigen Wettbewerbslandschaft bestehen, sondern auch langfristig erfolgreich sein.